Bruno Manser
Bruno Manser, Mitbegründer und
langjähriger Präsident des Bruno Manser Fonds, war zu Lebzeiten der
bekannteste Schweizer Regenwaldschützer und Menschenrechtsaktivist. Von
1984 bis 1990 lebte er in Sarawak beim Volk der Penan, welches damals
eines der letzten nomadisch lebenden Urwaldvölker der Erde war.
Konfrontiert mit der rasanten Zerstörung des Regenwaldes durch die
Holzindustrie, half er den Penan, gegen das Vordringen der Holzfäller
Widerstand zu leisten, und wurde zum internationalen Sprachrohr des
bedrohten Urwaldvolkes. Seit seiner letzten Reise nach Sarawak im Mai
2000 ist er verschollen.
Fasziniert von ursprünglichen Traditionen
Bruno Manser wurde am 25. August 1954 in Basel geboren. Nach
Abschluss des Gymnasiums arbeitete er mehrere Jahre auf verschiedenen
Schweizer Alpen, interessierte sich für traditionelles Handwerk,
Heilkunde und Höhlenforschung. Beseelt vom Wunsch, ein Leben ohne Geld
zu führen, machte er sich als 30-Jähriger nach Borneo auf, um im
Regenwald "von einem Volk zu lernen, das noch nahe an seinem Ursprung
lebt".
Reise in den Dschungel
Manser reiste in den malaysischen Bundesstaat Sarawak, wo er zu dem
nomadisch im Urwald lebenden Volk der Penan vorstiess. Er verbrachte
sechs Jahre (1984-1990) bei den Penan, lernte das Überleben im Dschungel
und die Kultur seiner Gastgeberinnen und Gastgeber kennen. Doch Mansers
neu entdecktes Paradies war in Gefahr: Zu jener Zeit begannen lokale
Holzfirmen, rücksichtslos in die Gebiete der Penan einzudringen und die
einzigartigen Urwälder Borneos abzuholzen. Die Lebensgrundlage der Penan
wurde zerstört: Die Abholzung reduzierte die überlebenswichtige
Vegetation, verschmutzte das Trinkwasser, vertrieb die Tiere und
entweihte kulturelle Stätten der Penan.
Engagement und Flucht
Bruno Manser machte die internationalen Medien auf die Situation
aufmerksam und half den Penan, sich mittels friedlicher
Strassenblockaden gegen die Holzfirmen zu wehren. Damit zog er den Zorn
der malaysischen Behörden auf sich: Nur knapp entging er 1986 einer
Verhaftung. Nach sechsjährigem Aufenthalt im Dschungel kehrte er 1990
unerkannt in die Schweiz zurück. Von hier aus wollte er die
Öffentlichkeit über die Situation in Sarawak informieren.
Viel Engagement...
Nach seiner Rückkehr aus dem Regenwald gründete Manser 1991 mit Hilfe
von Freunden den Bruno Manser Fonds, publizierte das Buch "Stimmen aus
dem Regenwald" (1992), hielt zahlreiche Vorträge und sorgte mit
spektakulären Protestaktionen für Aufsehen. Mit einem 60-tägigen
Hungerstreik vor dem schweizerischen Parlamentsgebäude in Bern wollte er
1993 einen Importstopp für Tropenholz und die Einführung einer
Holz-Deklarationspflicht erreichen. Besonders waghalsig war 1999 der
Flug mit einem motorisierten Hängegleiter auf die Residenz des
Regierungschefs in Sarawaks Hauptstadt Kuching. Mansers Aktionen
erlangten im In- und Ausland grosse Aufmerksamkeit, und er erwarb sich
den Ruf als charismatischen und glaubwürdigen Kämpfer für die Erhaltung
der tropischen Regenwälder und die Rechte der indigenen Völker.
...wenig messbare Erfolge
Dank Mansers Engagement gelangte in der Schweiz das Thema Tropenholz
auf die politische Agenda und seine Kampagnen lenkten die öffentliche
Aufmerksamkeit auf die katastrophalen ökologischen und sozialen Folgen
der Abholzung des Regenwaldes. In Sarawak blieben messbare Erfolge aber
weitgehend aus. Die Regierung hielt an ihrer kurzsichtigen und
zerstörerischen Waldpolitik fest mit der Folge, dass heute weniger als
zehn Prozent der Urwälder Sarawaks erhalten geblieben sind. Die Penan
und andere indigene Gruppen warten weiterhin auf die Anerkennung von
Landrechten über ihre angestammten Waldgebiete.
Leidenschaftlicher Dokumentierer
Während seines Aufenthaltes in Borneo dokumentierte Bruno Manser
unermüdlich die Flora und Fauna des Regenwaldes, die Kultur der Penan
und den Widerstand gegen die Zerstörung des Waldes. Der vielseitig
begabte Manser fertigte zahlreiche detaillierte Zeichnungen,
ausführliche Notizen, Tonbandaufnahmen und über 10'000 Fotos an -
Dokumente von hohem zeitgeschichtlichem und ethnographischem Wert. Seine
vom Bruno Manser Fonds edierten "Tagebücher aus dem Regenwald"
erschienen 2004 beim Basler Christoph Merian Verlag.
Verschollen, aber nicht vergessen
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz reiste Manser regelmässig zurück
zu den Penan in den Regenwald, verfolgte die Entwicklung des Holzschlags
und versuchte, Hilfe vor Ort zu leisten. Von seiner letzten Reise nach
Sarawak kehrte er jedoch nicht mehr zurück. Seine Spuren verlieren sich
am 25. Mai 2000 im Urwald von Borneo; mehrere Suchaktionen blieben
erfolglos. Am 10. März 2005 wurde er vom Zivilgericht des Kantons
Basel-Stadt offiziell für verschollen erklärt.
In den Erzählungen der Penan lebt Bruno Manser aber weiter, sie werden ihren Wegbegleiter nicht vergessen. Bis heute inspiriert Bruno Manser Menschen weltweit, sich für Regenwälder und Menschenrechte einzusetzen.